Liefländische Brüderschaft
Gegründet 28.01.1918
Wahlspruch – Brüderschaft, Ehrlichkeit, Fleiss
Die Korporatsioon Fraternitas Liviensis
ist ein estnisches farbentragendes und schlagendes Studentencorps, das
seine studentischen und studierten Mitglieder nach dem
Lebensbundprinzip vereint. Die Aktivitas der Fraternitas Liviensis übt
ihre Tätigkeit in zwei Conventen und Städten aus – die im Jahre 1918 in
der estnischen Universitätsstadt Tartu (dt. Dorpat) gestiftete
Verbindung hat einen Zweig-Convent auch in der Hauptstadt Tallinn (dt.
Reval). Nach dem Ende des Studiums wird die Verbundenheit mit der
Verbindung im Altherrenverband fortgesetzt.
Zu den
Mitgliedern der Fraternitas Liviensis zählen heute weltweit beinahe 200
Männer estnischer Abstammung. Die wesentlichste aktive Tätigkeit der
Korporation wird in Estland ausgeführt, Altherrenvereine agieren aber
auch in Kanada und in den USA. Das Conventshaus der Fraternitas
Liviensis auf dem Jakobi-Berg in Tartu und das Conventsquartier im
renommierten Staddteil Kadriorg (dt. Katharinenthal) in Tallinn bilden
Mittelpunkte für alle Fratres. Aufgabe und Zweck der Fraternitas
Liviensis liegen in der aktiven Förderung der Studenten, des
akademischen und geselligen Lebens. Enge Zusammenarbeit besteht mit
anderen akademischen Studenten- und Damenverbindungen in Estland und
studentischen Verbindungen in Nachbarländern. Im Jahre 1935 wurde der
Freundschaftsvertrag mit der finnischen Landsmannschaft Keskisuomalainen Osakunta aus Helsinki unterzeichnet, die Kartellverträge mit den lettischen Korporationen Fraternitas Livonica (Riga) und Ventonia (Jelgava, dt. Mitau) stammen aus 1993 bzw. 1995.
Die
Stifter der Fraternitas Liviensis waren im Jahre 1918 sieben Studenten
der Pharmazie, im Laufe von zwanzig Jahren wuchs die Verbindung zu
einer bedeutenden, neben anderen estnischen Korporationen jedoch sein
eigenes Gepräge verwahrenden Organisation mit 300 Mitgliedern. Der
anfängliche Verbindungszweck – als Fachverbindung der angehenden
Pharmazeuten und künftigen Kollegen im farbenstudentischem Umfeld zu
wirken, erwies sich bald als unausreichend. Da die Mitgliederzahl sich
nicht genügend erhöhte, die Zahl der Interessenten aus anderen
Fakultäten aber zunahm, stand Fraternitas Liviensis ab 1925 allen
Fachrichtungen offen. Im Jahre 1930 erfolgte anschließend die Aufnahme
der Fraternitas Liviensis in den Verband Estnischer Corps (estn. Eesti Korporatsioonide Liit) – in die Dachorganisation estnischer Studentenverbindungen.
Als
1936 in Tallinn auf Basis der in die Hauptstadt übersiedelten
Technischen Fakultät der Universität Tartu nun das Technische Institut,
das zwei Jahre später in Technische Universität umgestaltet wurde,
gegründet worden war, zogen die Studenten der technischen
Fachrichtungen aus Tartu nach Tallinn. Schon 1936 hat man in Tallinn
auch den Zweig-Convent der Fraternitas Liviensis gegründet.
Im
Jahre 1940, nach der Annektierung der unabhängigen Republik Estland
durch die Sowjetunion, hat man die Tätigkeit aller studentischen
Organisationen verboten. Das Eigentum der Fraternitas Liviensis wurde
bei Alten Herren versteckt oder in Museen deponiert. Die Tätigkeit der
Fraternitas Liviensis musste im Exil oder verborgen vor den Behörden in
der Heimat fortgesetzt werden. 50 Jahre lang haben die ehemaligen
Tartuer Studenten im Ausland und in der Heimat die Tradition der
Fraternitas Liviensis wachgehalten, um diese 1988 – am Vorabend der
Wiedererlangung der Unabhängigkeit der Republik Estland – den jungen
Studenten in Tartu, welche die Fraternitas Liviensis neustiften
wollten, weiterzugeben. Der Neustiftungsconvent in Tartu wurde am 29.
Dezember 1988 abgehalten, ein halbes Jahr später – am 6. Mai 1989 wurde
auch der Zweig-Convent in Tallinn neugegründet.
Die
Korporationen in Estland sind vor allem auf die Verbundenheit der
eigenen Mitglieder bedacht und haben traditionsgemäß keine politischen
oder gesellschaftlichen Ansprüche nach außen, womit auch die
Verschlossenheit der Verbindungen der Außenwelt und den Außenstehenden
gegenüber zu erklären ist. Zu den wesentlichsten Zielen der Verbindung
gehören die gegenseitige Förderung und Unterstützung der Mitglieder,
gemeinsame Unternehmungen und Veranstaltungen der Mitglieder zum
Erfahrungsaustausch zwischen Generationen und Fachrichtungen und die
Förderung des Nachwuchses. Aufgabe und Zweck der Verbindung sind
dieselben wie zuvor: die Erziehung der Mitglieder zu vollwertigen,
weiterstrebenden und verantwortungsbewussten Bürgern und Akademikern,
die in der Gesellschaft eine aktive und führende Rolle in allen
Lebensbereichen – als Wissenschaftler, Politiker, Unternehmer etc. –
einnehmen können. Das wäre der größte Beitrag der Fraternitas Liviensis
zur Förderung des estnischen Staates und der estnischen Gesellschaft.